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Mauboulès, Jean: Skulptur 2006/1 (2006)

Einer in die Luft gezeichnete Linie gleich, steigt ein runder Stab aus massivem Stahl kreisförmig hoch, knickt unverhofft ab, um sich in einem weiten Bogen dem Boden entlang wieder in die Höhe zu winden. Die filigran wirkende Skulptur ist auf einen massiven, zweigeteilten Granitsockel angehoben, was die leichte Form noch leichter erscheinen lässt. Das, wie eine präzise und doch fantasievolle Raumzeichnung wirkende Objekt aus Stahl ist typisch für Jean Mauboulès. Für ihn ist die Zeichnung die Grundlage aller seiner zwei- und dreidimensionalen Arbeiten. Sie sind jedoch nicht als Konstruktionszeichnungen im strengen Sinn zu betrachten. Vielmehr sollen sie jenen ideellen Freiraum öffnen, der dank Fantasie, Zufall und formaler Offenheit, die Erarbeitung der strukturellen Konzepte seiner plastischen Werke erst ermöglicht. Einerseits ist Mauboulès an den technischen, andererseits an den wahrnehmungsbedingten Aspekten wie Gewicht, Bewegung, Licht und Schatten interessiert. Seine elementaren plastischen Werke aus schlichten Werkstoffen stehen konzeptuell und formal der konstruktiven Kunst und der Minimal Art nahe.

Die filigrane und doch massive Plastik Skulptur 2006/1 des Wahl-Solothurners Jean Mauboulès hat ihren Platz an einem der exponiertesten Orte der Stadt gefunden: Im Übergang zwischen den schmalen Gässchen der Zuger Altstadt und der grosszügig angelegten Seepromenade thront sie auf einem zweiteiligen Sockel. Sie zeigt eine Art Kringel oder Wirbel, der aussieht, als wäre er von lockerer Hand in die Luft gezeichnet worden. An ihrem Standort am See regt die spiralförmige Skulptur die Fantasie der Vorübergehenden an: Wird man Zeuge einer lebendigen Verknotung? Oder hat sich der Wirbel nur für eine kurze Verschnaufpause auf dem Sockel niedergelassen und entschwindet in den nächsten Minuten ins tiefe Blau des Sees? Die geometrische Form und die Schwere des Materials stehen zunächst eher in einem Gegensatz zur spielerischen Leichtigkeit in Mauboulès Werk. Seine Kunst besteht aber genau darin, diesen Gegensatz aufzulösen. So lässt sich gerade bei der Skulptur 2006/1 kein Widerspruch finden zwischen der formalen Gestaltung und der zarten Verspieltheit, die sie evoziert.

Ausgehend von der Malerei weitet Jean Mauboulès während der 1960er-Jahre sein künstlerisches Schaffen auf die plastische Gestaltung aus: Glas wird (zunächst) das zentrale Medium seiner zwei- und dreidimensionalen Arbeiten. Neben Glas sind Eisen und Stahl die häufigsten Materialen; seltener verwendet Mauboulès auch Holz oder Steine. Diese löst er von ihren traditionellen Funktionen und verwendet sie ganz einfach als Elemente seiner Form- und Konstruktionsideen.

Jean Mauboulès, 1943 in Poey de Lescar geboren, lebt und arbeitet seit 1973 in Solothurn. Er studierte Architektur und belegte Kurse an der École des Beaux-Arts in Paris. 1977 erhielt Mauboulès den Werkjahrbeitrag des Kantons Solothurn, 1987 den Preis für plastisches Arbeiten des Kantons Solothurn und 1996 den Kunstpreis des Kantons Solothurn. 1997 wurde er vom französischen Kulturministerium zum «Chevalier de l’ordre des Arts et des Lettres» ernannt. Er präsentierte seine Werke an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland.

Jean Mauboulès, Skulptur 2006/1, 2006, Skulptur, Stahl, 137x169x157 cm, Vorstadt 32, Eigentum Stadt Zug, Schenkung Irmgard Nauer
Jean Maboulès: Skulptur 2006/1