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Trauerrede von Nationalratspräsident Peter Hess
Tiefe Trauer und Bestürzung sind über den Kanton Zug und seine Bevölkerung hereingebrochen. Fassungslos und entsetzt lesen wir immer wieder die Namen derer, die durch diese schreckliche Tat mitten aus dem Leben gerissen wurden. Die Namen stehen für Menschen, die uns nahe standen und uns lieb waren. Menschen, die uns vertraut waren mit dem Leuchten ihrer Augen, mit der Kraft ihres Händedrucks, mit der Einzigartigkeit ihrer Stimme, mit dem Pulsieren ihrer Herzen. Menschen, die sich bereit erklärten, wertvolle Erfahrung und Zeit für Aufgaben der Allgemeinheit einzusetzen. Wir verneigen uns vor diesen toten Menschen in Dankbarkeit und Anerkennung.
Im Namen der Bundesversammlung, stellvertretend für die ganze Bevölkerung unseres Landes, im Auftrage des Bundesrates und auf Wunsch zahlreicher Vertretungen ausländischer Staaten und Parlamente spreche ich den schmerzlich geprüften Hinterbliebenen, der heute in Zug versammelten Trauergemeinde und der ganzen Zuger Bevölkerung unsere herzliche Anteilnahme und unser solidarisches Mitgefühl aus. Unsere Gedanken weilen aber auch bei allen anderen Behördenmitgliedern und Medienschaffenden, die vom Attentat direkt betroffen wurden, insbesondere bei jenen, die sich noch in Spitalpflege befinden: Wir wünschen ihnen Mut und Zuversicht, um über den schweren Schicksalsschlag hinwegkommen und wieder hoffnungsvoll in die Zukunft blicken zu können.
Unser Staatswesen, und im Besonderen der Kanton Zug ist geprägt durch die kleinen, schweizerischen Verhältnisse, die eine Nähe von Politik und Gesellschaft erlauben, wie sie auf der Welt einzigartig ist. Die bürgernahe Verwaltung und der direkte Zugang zu den Personen, die Verantwortung tragen, vermitteln Vertrauen und Sicherheit - Werte, die uns allen viel bedeuten. Der rücksichtslose Anschlag auf Mitglieder des Zuger Kantonsparlaments und der Zuger Regierung, die sich in Erfüllung des ihnen vom Volk übertragenen Mandates mit der Beratung von Amtsgeschäften befassten, war daher nicht nur ein Anschlag auf Menschen. Er war in gleichem Masse ein Anschlag auf den Kanton Zug, auf die direkte Demokratie, auf unsere Institutionen. Doch wir wollen es nicht hinnehmen, dass uns diese Werte genommen werden. Die Wahnsinnstat soll vielmehr dazu beitragen, dass wir wieder enger zusam-menrücken, dass wir wieder herzhafter für Recht, Gerechtigkeit, Chancengleichheit und Solidarität eintreten und so die Stärken der direkten Demokratie aufrecht erhalten.
Gewählte Mitglieder von Parlamenten, Regierungen und Gerichten, aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung müssen immer wieder Entscheide fällen und ausführen, die nicht alle zufrieden stellen. Das Leben in einer freiheitlichen, demokratischen Gesellschaft setzt jedoch voraus, dass wir bereit sind, rechtsstaatlich einwandfrei zustande gekommene Entscheide zu akzeptieren, die Rechte des Andern zu achten und Toleranz zu üben. Es stellt sich allerdings die Frage, ob die Politik in der von Hektik und Leistungsdruck geprägten Zeit be-stimmte Bürgeranliegen nicht auf menschlichere Art aufnehmen und kommunizieren sollte. Bei allen Vorzügen der schriftlichen und elektro-nischen Kommunikation darf doch das persönliche Gespräch, die verständnisvolle Auseinandersetzung mit berechtigten Einzelanliegen nicht zu kurz kommen.
Bereits seit längerer Zeit bedrückt mich die Erkenntnis, dass Mitbürgerinnen und Mitbürger dazu neigen, offen oder versteckt, mit Verachtung und hasserfüllten Worten auf Entwicklungen unserer Zeit zu reagieren. Ich denke dabei an aktuelle Fragen wie die Auseinandersetzung um den Schwangerschaftsabbruch, unser Verhältnis zu den in unserem Lande anwesenden Asylbewerbern oder die Gestaltung unserer Beziehungen zum benachbarten Ausland. Diese Entwicklung, aber auch die Bagatellisierung der Gewalt in Film und Fernsehen rufen danach, dass Politik und Medien wieder vermehrt darauf hinwirken, Gewaltbereitschaft, auch verbaler Art, abzubauen.
Liebe Trauergemeinde
In diesen Stunden und Tagen ist es schwierig, das tragische Ereignis mit dem Verlust von nahestehenden Menschen verstehen und akzeptieren zu können. Ich wünsche mir daher, dass uns die Erinnerung an alles Gute und Wertvolle, das die Verstorbenen uns und der Gemein-schaft geschenkt haben, mithilft, um Trost, Kraft und Hoffnung zu fin-den, damit die schmerzenden Wunden wieder heilen können. Gott möge uns dazu beistehen.
Zugehörige Objekte
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